Lee Scratch Perry
Musik
Spezial Zeitungsbeilage der DAZ
Juni 1997
für die Regionen Zürich,
Bern, Luzern
LEE"SCRATCH"PERRY
Text & Konzept:
C-lector C
DIE 7 LEBEN
1.
Little Perry
2.
Chicken Scratch
3.
Mr. Music
4.
The Upsetters
5.
Super Ape
6.
Blackark
7.
Switcherland
Einleitung von Reto Baumann
Bob Marley hat er
universell geformt, King Tubby zum Dub inspiriert - Lee Perry ist der wahre
König des Reggae
Die exzentrischste
Figur im Musikzirkus neben George Clinton und Sun Ra lebt seit acht Jahren In
Zürich.
Lee Perry, der mystische
(Geist-)Vater von Reggae, Dub, Hip Hop, Jungle - und sogar Punk.
Unzählige Künstler
aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen hat er beeinflusst. Seine Verdienste
für das Musikschaffen allerdings werden erst jetzt gewürdigt. Die Geschichte
jenes Mannes, den man in Zürich schon mal antrifft, wenn er sich selbst auf
Video bannt oder auf offener Strasse meditiert.
President Perry
mit vielen Beinamen geschmückt, ist das Chamleon der lebenden Legenden. Fünf
Jahrzehnte hat er mit seiner quirligen Art, seiner schrillen Garderobe und seinen
frechen Sprüchen das Geschehen rund um die Musik weltweit beeinflusst und geprägt,
immer wieder erleben seine Fans eine neue Metamorphose.
Diesen Kater mit
den sieben Leben hat noch nichts aus der Ruhe gebracht.
Little
Perry 1
1958
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater beginnt
zu schnurren - das erste Leben:
Ende der 50er Jahre
kommt Rainford Hugh Perry vom Lande (Parrish of Hanover) in die Hauptstadt (Kingston).
Als Baggerfahrer verdient er sein erstes Geld. Duke Reid, der mit dem Spiritousenladen
seiner Frau ein Soundsystem (eine Art portable Disco) aufbaut und später dort
ein Aufnahmestudio (Treasure Isle) einrichtet, lässt den kleinen Perry abblitzen.
Anders Coxsone Dodd.
In Jamaika baut er das erste unabhängige Aufnahmestudio auf, das Studio One.
Mr. Dodd reist nach Amerika und kauft sich mit dem Erlös, den er beim Baumwollpflücken
erarbeitet, amerikanische R&B-Scheiben. Zurück in Jamaika spielt er diese auf
der Strasse, am Strand oder in Clubs auf seinem Soundsystem.
In Coxsone Dodd's
Studio One schafft sich Little Perry einen Namen als unermüdlicher Laufbursche.
Er jagt nach Hits für Coxsone, wird zum Talentsucher und Soundsystem-Mann. Was
auch Probleme bringt: Fünf sogenannte Rude bwavs (rüde Buben), die für Duke
Reid gegnerische Soundsystems bekriegen und ausspionieren, attackieren Lee Perry.
Prince
Buster, ein Boxer und später selber Produzent mit Soundsystem, schützt den kleinen
Mann (nicht grösser als 1.70 m) vor dem tätlichen Angriff.
2.
Chicken Scratch Perry
1963
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater lernt
das Knurren - das zweite Leben:
Die 60er in Jamaika
sind von Chicken Scratch Perry geprägt. Mit Jackie Mittoo (Pianist) leitet er
die Sessions im Studio One und produziert fleissig ("6th & 7th Book Of Moses"
für die Maytals, mit der wohl allerersten Dub-Version auf der B-Seite).
King Perry singt
eigene Kompositionen und schreibt u.a. für Delroy Wilson ("Spit In The Sky").
Seine sozialkritischen
Kommentare (Give Me Justice) fallen genauso auf wie seine anzüglichen Texte
(Dr. Dick) und seine Attacken gegen andere Soundsystem-Men (Prince Buster in
Mad Head). immer wieder singt er über die Ernährung (0pen Up The Cook Book),
die in seinem Leben eine zentrale Rolle spielt.
Die gesunde Ernährung
ist ihm genauso wichtig (lch liebe meinen Körper) wie das Überschreiten von
Konventionen beim Essen (dazu später). Weil Coxsone seine Platten nicht veröffentlicht,
ihm keine Credits gibt und vor allem schlecht bezahlt, verlässt King Scratch
das Studio One.
Das Jahr 1965 ist
ein Schicksalsjahr für die jamaikanische Musik. Don Drummond, der stärkste Exponent
der Musikervereinigung rund um die Skatalites (Studiomusiker-Band), ermordet
seine Freundin Margarita und verschwindet in einer Heilanstalt.
Das Ende des Ska
und des grössten Posaunisten, den die Insel je hervorgebracht hat ist nicht
mehr abzuwenden. Don D's Schüler Rico Rodriguez erbt seine Posaune und spielt
fortan - mittlerweile schon seit 50 Jahren -auf unzähligen Platten mit (Specials,
Selecter, Steel Pulse, Linton Kwesi Johnson, Paul Young, Joan Armatrading, Mad
Lighters).
Anstelle des schnellen
Ska tritt der soulige Rocksteady. Die Bläser rücken in den Hintergrund. Der
walkende Kontrabass wird durch den simpler gespielten E- Bass ersetzt. Eine
neue Generation von Musikern verdrängt die alteingesessenen. Neben den drei
grossen Produzenten (Duke Reid, Coxsone Dodd, Prince Buster) treten viele junge
in Erscheinung (Joe Gibbs, Clancy Eccles, Bunny Lee). Gibbs erlangt durch die
Produktion des Stücks "Up Town top Ranking" von Althea & Donna und die LPs von
Culture ("Two Sevens Clash", "Baldhead Bridge") sowie Dennis Brown ("In Vision")
Berühmtheit - nicht zuletzt dank seiner guten Nase für die besten Studioarbeiter
(Niney Holness, Prince Jammy, Errol T., die allesamt selbst berühmte Produzenten
wurden).
Edward Bunny "Striker"
Lee bestimmt die jamaikanische Musik anfangs der 70er mit Produktionen wie "Better
Must Come" von Delroy Wilson (1971), das mitgetragen hat beim Regierungsumsturz
im folgenden Jahr.
Clancy Eccles gilt
als der freundlichste unter den jamaikanischen Produzenten, er hat die Studioband
und die Sänger immer korrekt bezahlt und ihnen sogar Geld geliehen (ein wenig
bekannter Brauch in Jamaika). Daneben hat er sich einen Schneiderladen aufgebaut
und so die erste Modewelle ausgelöst (diese Mode stand Pate für die Two-Tone
Bekleidung in England Ende 70er).
3
Mr. Music Perry
1967
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater faucht
- das dritte Leben.
Die beiden Produzenten
Joe Gibbs und Clancy Eccles spielen in Perrys drittem Leben eine grosse Rolle.
Clancy Eccles beginnt 1959 mit "Freedom" für Coxsone Dodd (eigentlich das erste
Ska-Stück, doch Coxsone veröffentlicht das Stück erst drei Jahre später).
1967 startet Eccles
das NuBeat- Label mit Say What Your Saying, gesungen von Monty Morris. Auf demselben
musikalischen Grundgerüst verkündet Lee Perry (als The Groovers) You Were Meant
For Me. Zusammen kreieren die beiden quasi den Rap, wieder auf demselben Riddim
(C.N.Express).
Um Eccles rankt
sich auch die erste Legende, wie der Begriff Reggae zur festen Wendung wurde:
An einem Tanzabend soll Clancy zu einem leichten Mädchen gerufen haben: Hey
streggae come make we reggae ("streggae* ist ein jamaikanischer Slang für ein
leichtes Mädchen, das Wort reggae bleibt dagegen offen).
Bunny Lee, ein weiterer
Produzent, veröffentlicht zur selben Zeit Bangarang von Stranger Cole & Lester
Sterling. Lee Perry soll auch dieser Aufnahme beigewohnt haben. Wieder geht
die Geschichte um, dass hier das:Wort Reggae erstmals benutzt wurde: Als Bunny
Lee Lester Sterling um eine weitere Version von "Bangarang" gebeten hat, soll
dieser den Ausruf "Come mek it Reggae" gemacht haben, was soviel heisst wie
"Packen wir's halt nochmals".
Und dann ist da
noch Toots Hibbert, der mit Do the Reggay in derselben Zeit einen Hit nagelt
und als erstes Stück mit dem Wort Reggay in die Geschichte eingeht.
Somit ist klar:
keiner kann sich wirklich als alleiniger Schöpfer des Ausdrucks Reggae bezeichnen,
zu viele verschiedene Facetten sind in dem Wort auch enthalten. Was aber auffällt:
Mr. Music Perry hatte seine Finger überall entscheidend mit im Spiel.
So darf das Stück
Jackpot (für die Pioneers geschrieben), das Kimble-the-Nimble Perry nach "The
Upsetter" (eine Schimpftriade gegen Coxsone Dodd) für Joe Gibbs' Amalgamated-
Label produziert hat, zumindest vom musikalischen Standpunkt aus gesehen als
Geburtsstunde des Reggae bezeichnet werden. Das Up-Tempo erinnert stark an den
Ska, doch die Zählzeiten sind halbiert.
Zur selben Zeit
entsteht in England die erste Skinhead-Bewegung, die den frisch geborenen Reggae
adoptiert. Die Skinheads verhelfen dem Ska in Europa zum Durchbruch (Specials,
Selecter, Beat). Eigentlich ist der sogenannte (2-Tone)-Ska nichts weiter, als
eine neue Stilrichtung, die sich aus dem Original- Jamaica-Ska, dem Skinhead-Reggae
und der in England populären New Wave zusammensetzt.
Allerdings blieb
der Name Ska bis heute an diesem Stil hängen, und so ist das Chaos programmiert.
Dabei sind die Gesichter des Ska mannigfaltig: Punks mögen ihn genauso wie Skinheads,
Rastas und Rapper.
4
The Upsetters
1969
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater will höher
hinaus.
Das Ende der 60er
bedeutet für den Upsetter Perry den Schritt in die Freiheit. Der internationale
Durchbruch steht bevor. "Return of Django mit den Upsetters landet auf Platz
fünf der britischen Charts.
Sein exzentrisches
Auftreten fällt auf. In einem 4-Stern-Hotel in Kingston, wo er mit seiner Band
einen Plattenvertrag feiert, greift er nach seinem Steak, das er wie ein Wolf
mit den blanken Pfoten entzwei reisst und es zähnefletschend verschlingt.
4 Der Kater miaut
- das vierte Leben:
Die 70er Jahre sind
geprägt durch seine Arbeit an und mit Bob Marley, den er universell geformt
hat. Gemeinsam haben sie Texte und Stücke ausgearbeitet.
Groover Perry hat
eine Textzeile geformt, Marley vervollständigt zum Vers, und schon ist ein neues
Stück geboren. Neckereien und Wortspielereien ("Small Axe") werden wie conscious
lyrics ("Concrete Jungle") zu Hymnen ("Jah Live").
Die Wailers erleben
ihre Blütezeit. Peter Tosh schreibt seine wohl besten Stücke ("Brand New Second
Hand, Downpressor), und Bunny Wailer driftet ins Dreamland.
Ihre Auftritte werden
zusehends dichter, und 1973 spielen sie in England vor einem hauptsächlich weissen
Publikum (Johnny Nash lässt grüssen). Kirk Thorne, Musiker aus Trinidad, beschreibt
diesen Auftritt als revolutionär. Er war selbst der einzige farbige Zuschauer.
Bahnbrechend ist vor allem das Doppelkeyboard von Earl Wire Lindo.
Es bestehen keine
Zweifel: Die Wailers sind unter Perry zu starken Persönlichkeiten herangewachsen.
Wohl nicht zuletzt, weil Perry die Typen, vor allem Marley, individuell gezeichnet
hat, ist es später zur Trennung gekommen. Dabei schnappte Marley Perry gleich
die Studio-Musiker (Aston & Carlton Barrett, Drum & Bass) weg.
Trotzdem hat Perry
bis zu Marleys Krebsbefund 1978 immer wieder mit seinem Schützling zusammengearbeitet
("Rastaman Live Up").
5
Super-Ape Perry
1974
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater geht eigene
Wege - das fünfte Leben:
1974 baut Monster-Man
Perry ein eigenes Studio, neben seinem Wohnhaus
aus. Er bemalt die Wände und hängt alle möglichen und unmöglichen
Kultgegenstände auf. Dieses musikalische Kleinod tauft er «The Black
Ark Studio». Wie Noah Perry mit King Tubby den Dub kreiert hat (was er
heute bestreitet), wird verständlich, wenn seine Arbeitsweise kurz beleuchtet
wird. Lediglich mit einer selbstgebastelten 4-Spur-Maschine ausgerüstet
(jede mittelmässige Schrottband verfügt mindestens über ein solches
Aufnahmegerät) beginnt die Session zuerst nur mit Drum & Bass. Wie
ein Domino setzt sich dann das Stück Spur um Spur zusammen. King Tubby
ist derart von der Drum & Bass-Session begeistert, dass er Living-Heart
Perry um ein Tape bittet, das er zu den ersten Dubs ausarbeitet. Diese verrauchten
Studiosessions bringen 1973 eine Vorwegnahme des Hip Hop. In «Cow Thief
Skank», das lustig zwischen zwei unterschiedlichen Stücken wechselt,
liefert sich Perry ein Wortgefecht mit Charlie Ace.
Der Kater zeigt seine Krallen. Sein Einfluss
auf den Punk wird zusehends grösser. Die «Punky Reggae Party»
(Bob Marley & The Wailers 1977) entspringt seinem Hirn. Super-Ape Perry
als Verkörperung des Ur-Punk. Sein Schaffensdrang ist ungebremst: Bei über
1000 Produktionen zwischen 1968-78 ist Jesus Rainford Perry federführend
(Max Romeo, Heptones, Junior Murvin). Seine Black Ark-Kompositionen schaffen
den Sprung in die britischen Charts («Hurt so good», Susan Cadogan,
Nummer 4, 1975) und sind im Kinofilm «Countryman» zu hören
(Jah Lion mit «Wisdom»). Das grosse Potential an Sängern und
Toastern in Jamaika bietet Haile-Selassie Perry die Möglichkeit, Kosten
einzusparen. Er produziert bis zu 12 Versionen («Keep On Moving»)
auf ein und demselben Riddim. Auf diese Weise spart er teure Studiomusiker,
die er nach dem Weggang von Teilen seiner Studioband zu den Wailers eigentlich
brauchen würde. Black Ark ist nicht nur ein Sprungbrett für junge
Talente, es hat auch internationale Stars angezogen (Robert Palmer, John Martyn,
Linda Mc Cartney, The Clash). Die erleben das Studio und das Gelände sehr
unterschiedlich. Die mystische Kraft und die grimmigen Typen, die den Sessions
beiwohnen, verwirren nicht nur weisse Künstler (Robert Palmer). Die vielen
Spliffs (Joints) vernebeln die Aufnahmen auf geheimnisvolle Art und Weise. Mitunter
bläst Perry den Rauch über die fertigen Mastertapes oder er geht gar
soweit, dass er die Bänder im Garten vergräbt. (Ein Ritual, das er
bis zum heutigen Tag beibehalten hat.)
Der Kater flippt aus. Das Ende der 70er
darf als sein Höhepunkt und Ende bezeichnet werden. Er verbrennt sein Black
Ark Studio und sprengt eine halbe Million US-Dollar mit seiner Yacht in die
Luft. Seine Frau (Pauline Morrison) verlässt ihn mitsamt den Kindern, Bob
Marley stirbt. Black-Man Perry hat sich schachmatt gesetzt. Ohne Marley muss
er plötzlich selber singen. Bis dahin hat er erst ein Soloalbum veröffentlicht,
das geniale «Roast Fish Collie Weed & Corn Bread» (1978).
6 Pipecock Jackxson Perry 1979
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater lässt das Mausen nicht
- das sexte Leben
Pipecock Jackxson ist 1979 in Amsterdam
auferstanden. Obskure Geschichten, die in der Oeffentlichkeit kursieren, lähmen
den unheimlichen Kreatoren allerdings vorerst. Im Stück «Bed Jammin»
schliesslich gesteht er den Inzest mit seiner Tochter Marsha ein, die er als
Reinkarnation der Königin von Sheba bezeichnet. Das Sexualleben des Dr.
Dick, dessen Penis angeblich bis zum Knie reichen soll und dessen Verschleiss
an Frauen legendär ist, erfährt einen krassen Bruch.
Legalize Perry bleibt aber im Geschäft,
erweitert seinen Horizont. Er produziert Stücke für Talking Heads,
Bad Manners und Simply Red. Seine Intros für Terence Trent d'Arby lässt
er sich gut bezahlen (3000 US-Dollar). Schliesslich landet er als Produzent
von Zodiac Mindwarp gar im Lager der Heavy Metaller.
Die 80er Jahre sind geprägt von hartnackigem
Arbeiten an eigenen Alben. Dem Mad-Man Scratchy gelingt vor allem durch seine
verbalen Attacken gegen Margareth Thatcher und Ronald Reagan ein tolles Comeback.
Sein grosser musikalischer Coup heisst «Battle of Armagideon - Millionaire
Liquidator» (Trojan 1986). Er doppelt mit "Time Boom - De Devil Dead"
für Adrian Sherwood, zusammen mit Dub Syndicate 1987 nach. Endlich beginnt
er auch, Konzerte zu geben, erstmals in Paris. Bei seinem Auftritt in Zürich
1989 im Rahmen eines Dennis Brown-Konzerts singt er zwei Stücke.
7 Hare Krishna Perry
1992
0.
Top 1. Little Perry - 2.
Chicken Scratch - 3. Mr. Music - 4.
The Upsetters - 5. Super Ape - 6.
Pipecock - 7. Hare Krishna
Der Kater ist verliebt - das siebte Leben
Hare Krishna-Perry. Die SF DRS-würdige
Hare Krishna-Heirat mit Mireille ist die Krönung des Königs (1992).
Lee Perry dankt dem Schweizer Volk und der Schweizer Regierung (in 10 vor 10).
Der Fokus des TV-Berichts ist jedoch hauptsächlich auf die Schweizerin
Mireille gerichtet.
Was Perry in den End-Neunzigern noch alles
hervorbringen wird, darf mit Spannung erwartet werden. Mega-Man Perry ist unermüdlich
geblieben und arbeitet mit allen möglichen Bands zusammen (Soon-Come Band,
Roots Band, Terrorists). Er ist sich nicht zu schade für Schweizer Produktionen
(«Peeni Waali»). Bloss die Schweizer Bands Mad Lighters, Ganglords
tun sich etwas schwer mit dem Exzentriker. Sein Besuch bei einer Probesession
der Ganglords ist verwirrend verlaufen. Er erscheint mit einer Videokamera,
zeichnet alles auf und verschwindet wieder, als seine Versuche die Band zum
Techno zu konvertieren, scheitern.
Jimmy Cliff und Toots Hibbert (von
den Maytals) aktualisieren ihre Musik den Modeströmen gemäss. Sie
flechten Ihre wunderbaren Stimmen in moderne Stile ein, schwimmen mit einer
grossen Masse. The Skatalites, die Perry 1963/64 im Studio One begleitet haben
(«Chicken Scratch»), sind seit 1992 wieder aktiv. Dank ihrem Können
und dem Beiziehen von jungen Talenten wächst ihre Fangemeinde weltweit,
sie spielen mehr als 100 Konzerte pro Jahr. Laurel Aitken, Prince Buster und
Derrick Morgan, die drei Grossen der Ska-Aera, sind ebenfalls alle noch aktiv.
Sie bedienen sich ihrer alten Hits und transportieren sie in die heutige Zeit
("Hit it from the top to the very last drop", wie Laurel zu sagen
pflegt).
Für JackStone Perry sind Geschichten
aus der Vergangenheit sekundär. Das Jetzt steht im Zentrum. Tägliches
Aufzeichnen auf dem Heim-Recorder ist eine Achse seiner Arche, Know-how und
Können bilden den Rumpf. Nur schon lange warten die Fans auf den nächsten
grossen Coup des Genies. Seit seinem geglückten Raggamuffin-Versuch ("Lord
God Muzick", Heartbeat 1991) ist keine bewegende Produkt ion von Sky Perry zu
hören. Die Gerüchte einer Reunion der Upsetters mit Music-Colly Perry
bleiben in der Luft hängen. Der Kater ist in höhere Sphären gerückt.
Trotzdem darf man Cool-the-bad Perry als zeitgenössischen Poeten auf keinen
Fall abschreiben. Stempelt man ihn als verrückt ab, macht
man es sich zu einfach. Mit etwas über 60 Jahren (so genau weiss das niemand,
Passport: 20. März 1936) ist er weiterhin agil, wenn auch abseits der Musikindustrie,
die die Kreativität des Genies brachliegen lässt. Vielleicht wird
er seine Anhänger demnächst mit einem interaktiven Techno Programm
vor den Kopf stossen. Denn der Künstler orientiert ich an der Jugend, und
das Aufschnappen und verarbeiten neuer Trends ist ein Trick, dessen sich schon
die Klassiker bedient haben.
Beseelt von der Natur und dem Spiritus
des Schöpfers schwimmt Concrete Perry weiter gegen den Strom und verscheucht
- mit Urin in Weinflaschen - rund um den Zürichsee böse Geister auf
ewig.
Ras Claude/The Roots Connection
Mit einer Diskographie von Lee Scratch Perry liessen sich ganze Bücher füllen,
hat er in seinem Leben doch über 1000 Titel produziert. Deshalb belassen
wir es hier mit einen kurzen Hinweis auf bereits bestehende Auflistungen des Schaffens
des Upsetter - umso mehr als der historische Abriss mit Plattenangaben einen tauglichen
Leitfaden für den Weg durch das Perry-Universum bildet. Viele der Perry-Platten
wurden von Trojan Records London wiederveröffentlicht. Ein Grossteil von
Perrys Schaffen wurde auch von Island/Polygram und Heartbeat herausgegeben. Die
Kooperationen Perrys mit der englischen Dub Szene (Dub Syndicate, Mad Professor)
sind bei On-U Sound und Ariwa erschienen, seine Schweizer Produktionen bei Mango/Polygram
und Black Cat/Sound Service. Um die Wiederauflage von alten Dub /Reggae-Klassikern
(auch von Perry sind schon Alben erschienen) bemühen sich zudem die Labels
Blood And Fire und Pressure Sounds (beide bei RecRec). Aus führliche Diskographien
finden sich In «The Upsetter» vertrieben durch The Beat, P.O. Box
658, LosAngeles, CA 90065, USA. (Bereits erhältlich sind die Nummern 1 und
2.) und der Nummer 2 des Beastie Boys-Hefts «Grand Royal» erschienen
1995).
ausserdem kann bei The Roots Connection das Tape "7 Cats
Alive - Lee Perry by rTc" bestellt werden, welches exklusiv zum Artikel
von C-lector C zusammengestellt worden ist.
Lee Perry ist am
1. Luzerner Reggae Festival am 11. Januar 2002 mit Mad Professor aufgetreten
- The Roots Connection durfte einladen!!! (more)